Zerschnittene Lebensräume müssen wieder verbunden werden
Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundesumweltministerium, Katherina Reiche, hat auf die große Bedeutung von „Grünbrücken“ für den Erhalt der biologischen Vielfalt sowie die Verkehrssicherheit hingewiesen. Bei der Eröffnung einer internationalen Expertenkonferenz in Potsdam sprach sich Reiche dafür aus, verstärkt auf europäischer Ebene nach Lösungen zu suchen, um zerschnittene Lebensräume wieder zu verbinden.
Katherina Reiche: „In Deutschland und vielen anderen Ländern Europas dehnen sich die Siedlungs- und Verkehrsflächen stetig aus. Dadurch ist die Durchlässigkeit der Landschaft für Tiere und Pflanzen sehr oft nicht mehr gegeben. Wir brauchen gemeinsame Konzepte, um Lebensräume in Europa wieder zu vernetzen. Die sogenannte ‚graue Infrastruktur’ von Verkehrswegen und Bauflächen muss durch eine ‚grüne Infrastruktur’ von Natur- und Lebensraumkorridoren ergänzt werden. Wir brauchen nicht nur bei uns, sondern in ganz Europa eine Verkehrs- und Naturschutzpolitik, die besser aufeinander abgestimmt sind.“
Auf Einladung der Bundesregierung findet bis Mittwoch in Potsdam ein Treffen des Infra Eco Network Europe (IENE) statt. Diesem Netzwerk gehören Vertreter der Verkehrs- und Naturschutzbehörden europäischer Länder sowie Naturschutzverbände und Wissenschaftler an. Zentrales Thema der Tagung sind die Arbeiten der EU-Kommission an einer „Strategie zur Grünen Infrastruktur“.
Die Bundesregierung hatte im Februar das Bundesprogramm Wiedervernetzung beschlossen. In diesem Programm sind 93 Abschnitte an den bestehenden Bundesautobahnen und Bundesstraßen enthalten, an denen Grünbrücken vorgesehen sind. Im Vorgriff auf das Programm sind in Deutschland in den letzten drei Jahren bereits 15 Grünbrücken mit einem Investitionsvolumen von ca. 80 Millionen Euro im Bestand des Bundesverkehrsnetzes gebaut worden. Ingesamt sind in Deutschland derzeit 64 Grünbrücken im Betrieb, 10 Grünbrücken im Bau und weitere zahlreiche in der Planung.
Das deutsche Straßennetz gehört zu den dichtesten in Europa. Jährlich ereignen sich in Deutschland mehr als 3000 Wildunfälle mit verletzten Menschen. 2009 kamen dadurch 27 Menschen ums Leben. Daneben sterben nach Angaben des Deutschen Jagdschutzverbandes pro Jahr rund 250.000 Tiere auf deutschen Straßen. Wildunfälle verursachen einen Sachschaden von rund 500 Millionen Euro pro Jahr.
Die Verinselung von Lebensräumen bedroht in hohem Maße die biologische Vielfalt. Bei 74 Prozent der Bundesfläche ist der Anteil der unzerschnittenen verkehrsarmen Räume kleiner als 100 Quadratkilometer. Inzwischen gelten 40 Prozent der in Deutschland lebenden Tierarten als gefährdet.
Wissenschaftliche Grundlage des Bundesprogramms Wiedervernetzung sind die seit 2009 vorliegenden Forschungsergebnisse zu den Lebensraumkorridoren in Deutschland. Die Karten des Netzes der Lebensraumkorridore mit dem zugrundeliegenden Datensatz werden auf der Internetseite des Bundesamtes für Naturschutz zur Verfügung gestellt.
Pressemitteilung des Bundesumweltministeriums
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