Gesünder durch vegane Schokolade?
Vegane Schokolade ist zweifellos lecker. Wegen des Verzichts auf Kuhmilch wird sie als eine gesunde Leckerei angesehen. Ihr Geschmack ist unvergleichlich gut. Es gibt sie mittlerweile in diversen leckeren Sorten und Geschmacksrichtungen. Auch darin gleicht sie der konventionellen Schokolade. Jeder kann seine Lieblingsmarke entdecken. Auf der anderen Seite wird auch vegane Schokolade mit Fett und Zucker hergestellt.
Größere Mengen vegane Schokolade zu verzehren, ist schädlich für die Zähne. Häufiger Schokoladenkonsum verursacht Diabetes und Übergewicht. Zudem stellte Ökotest 2917 fest: Die meisten getesteten Schokoladen – darunter auch Bio-Schokoladen – enthielten Erdölanteile. Diese stammten vermutlich von Kontaminierungen durch die Verpackung. Zudem ist der Kakao in konventionell hergestellten Schokoladen häufig mit Cadmium belastet. Insofern ist die Antwort auf die eingangs gestellte Frage schwierig. Ein genauer Blick ist angebracht.
Welche Inhaltsstoffe gelten als gesund, welche nicht?
Lassen wir einmal das Geschmackserlebnis weg. Hier kann die vegane Schokolade zweifellos selbst mit den hochwertigen konventionellen Konkurrenten mithalten. Viel wichtiger als das Geschmackserlebnis ist jedoch der Blick auf die Inhaltsstoffe. Diese variieren je nach Sorte und Hersteller. Das aufmerksame Lesen der Inhaltsangaben gibt darüber Aufschluss, ob eine bestimmte Schokolade gesünder sein kann als andere.
Als relevant für gesundheitliche Aspekte werden folgende Inhaltsstoffe angesehen:
- die Polyphenole aus dem Kakao
- das koffeinähnlich wirkende Theobromin
- der Koffeingehalt
- der Inhaltsstoffe Phenylethylamin und Anandamid
- der Gehalt an Endorphinen und Serotonin.
Den Polyphenolen im Kakao werden entzündungshemmende, antikanzerogene und blutreinigende Wirkungen zugesprochen. Sie wirken als Antioxidans. Das Theobromin wirkt gefäßerweiternd, herzstimulierend, stimmungsaufhellend und leicht harntreibend. Der geringe Koffeingehalt im Kakao stimuliert die Verdauung und regt den Geist an. Anandamid und Phenylethylamin beeinflussen das Lustempfinden und die Glücksgefühle im Gehirn. Die Endorphine und das Serotonin machen ebenfalls glücklich. Sie sind als körpereigene Opiate oder Botenstoffe bekannt. Addiert sich dazu die fetthaltige Kakaobutter, die das Geschmackserlebnis und die cremige Konsistenz ausmacht, ist außerdem ein potenzieller Cholesterinsenker geboten.
Vegane Schokolade selber machen? So gehts!
Der wichtigste ungesunde Inhaltsstoff in veganer Schokolade ist der Zucker. Hier lohnt sich ein Vergleich der Zuckerart und der Kohlenhydratanteile je 100 Gramm Schokolade. Zucker gilt generell als ungesund. Auch wenn in veganer Schokolade statt Rohrohr- oder Industriezucker oft der als gesünder geltende Kokosblütenzucker verwendet wird, bedeutet das nicht notwendigerweise einen höheren Gesundheitswert. Gleiches gilt für konventionelle Süßstoffe, die in veganer Schokolade nicht zugelassen sind. Steviasüße gilt jedoch als gesund. Auch der Zuckerersatzstoff Xucker bzw. Erythrit gilt als gesund, sofern er in Maßen verzehrt wird. Im Übermaß kann Erythrit die Verdauung negativ beeinflussen und Durchfall auslösen.
Neben dem Zucker ist auch in veganer Schokolade ein hoher Fettanteil zu verzeichnen. Dieser soll die Schokolade geschmeidig und cremig machen. Auch vegane Schokolade soll auf der Zunge schmelzen. Ein hoher Fettanteil gilt in veganer Schokolade aber ebenso wenig als gesund, wie ein hoher Kohlenhydratgehalt. Fettarme Schokolade wäre bröckelig und wenig attraktiv. Daher wäre es trotz eines hohen Zucker- und Fettgehalts lediglich gesund, beim Verzehr von veganer Schokolade maßvoll zuzugreifen.
Zartbitter, Milchersatz-Produkte oder weiße Schoki?
Generell gilt vegane Zartbitterschokolade als gesünder als alle anderen Sorten. Das liegt am hohen Anteil an Kakao, der wertvolle Inhaltsstoffe mitbringt. Stammt der Kakao jedoch aus konventionell wirtschaftenden Kakaoplantagen, ist er oft in erheblichem Umfang mit Cadmium belastet. Kadmium ist ein toxisches Speichergift. Daher sollte Kakao, der für vegane Schokolade verwendet wird, grundsätzlich aus ökologischem Landbau stammen. Die Bezeichnung von Schokoladen als „vegan“ oder „bio“ stellt das nicht automatisch sicher.
Kakao aus ökologischem Anbau gilt allgemein als gesund und unbelastet. Je weniger die Schokolade bei der Herstellung erhitzt wird, desto mehr gesunde Kakao-Bestandteile bleiben erhalten. Der Käufer erfährt jedoch meistens nicht, in welchem Grad eine vegane Schokolade erhitzt wurde. In Zartbitterschokolade oder dunkler Schokolade mit hohem Kakaoanteil sind neben Kakao meistens Kakaobutter und eine Zuckerart enthalten. Als Gewürz kann Vanille zugegeben werden. Es finden sich aber auch dunkle Schokoladen mit anderen Gewürzen.
Beim Verzehr geringer Tagesmengen kann vegane Schokolade aus Inhaltsstoffen, die dem ökologischen Anbau entstammen, wegen ihrer wertvollen Inhaltsstoffe als gesund angesehen werden. Der Geschmack dunkler veganer Schokolade ist intensiv. Die leicht bittere Kakaonote einer veganen Zartbitterschokolade liegt aber nicht jedem. Als Ersatz für die gewohnte Vollmilchschokolade dient die vegane Schokolade, die mit Kokos- oder Reismilch hergestellt wird. In diesem Sortiment finden sich helle und weiße Schokoladen, die als vegan deklariert sind.
Vegane Schokolade wird häufig von Herstellern produziert, die ein Biosiegel tragen und aus der Naturkostszene stammen. In diesem Fall sollten einige Dinge bezüglich der Inhaltsstoffe sichergestellt werden. Es sollten weder Spuren von Kuhmilch, Sahne und Milchpulver, noch Spuren von Butterreinfett enthalten sein. Jeder Anteil an einem tierischen Produkt klassifiziert eine vegane Schokolade als nicht vegan.
Mittlerweile springen aber auch unzählige konventionelle Hersteller auf den Vegan-Boom auf. Bei diesen veganen Schokoladen-Sorten kann kein Konsument sich ihres höheren Gesundheitswertes sicher sein. Der Kakao kann mit Schwermetallen kontaminiert sein, die Schokolade selbst mit Erdölprodukten. Außerdem sind meist Spuren von Milchprodukten zu finden. Das erlaubt aber nicht mehr die Bezeichnung als „vegan“.
Was spricht für vegane Schokolade?
Aus gesundheitlicher Sicht interessant sind lediglich die veganen Bitterschokoladen, deren Inhaltsstoffe aus ökologischem Anbau stammen. Außerdem punkten einige roh-vegane Schokoladen. Diese dürfen nur aus Kakaomasse, Kakaobutter, Kokosblütenzucker oder Dattelsüße bestehen. Sie werden weniger stark erhitzt und enthalten mehr gesunden Kakao.
Je weniger Zutaten in Schokoladen enthalten sind, desto gesundheitsverträglicher sind sie im Allgemeinen. Doch auch hier gilt: Möglichst viele Inhaltsstoffe sollten aus ökologischem Anbau stammen. Wo immer intensiv konventionelle Plantagenwirtschaft betrieben wird, sind stark belastete Inhaltsstoffe zu erwarten. Vor allem in der verwendeten Kakaobutter speichern sich Schwermetalle und Pestizide ein. Letztlich zeigt der Blick in die Nährwerttabelle: vegane Schoko-Genüsse haben oft keinen höheren Gesundheitswert als konventionelle Schokoladen.
Die Menge der Kalorien ist bei veganen Schokoladensorten ebenso hoch, wie die der Fette und Kohlenhydrate. Zu sagen, vegane Schokoladensorten wären per se gesund, ist übertrieben. Wird eine vegane Schokolade in Maßen verzehrt, stammen ihre Inhaltsstoffe weitgehend aus ökologischem Landbau und gehört die Schokolade zu den Bitterschokoladen, könnte bei veganen Schokoladen ein etwas höherer Gesundheitswert gegenüber anderen Schokoladen angenommen werden.
Kann jeder eine vegane Schokolade selbst herstellen?
Um Schwermetall- und Pestizidbelastungen auszuschließen, kann tatsächlich jeder Schokoladenliebhaber aus fünf Zutaten in ökologischer Qualität selbst eine vegane Zartbitterschokolade herstellen. Benötigt werden
- 60 Gramm Kakaobutter aus ökologischem Anbau
- 40 Gramm stark entöltes Kakaopulver
- flüssige Süße, etwa Ahorn- oder Dattelsirup
- ein halber Teelöffel fein gemahlene Bourbon-Vanille oder Kardamom
- und eine Prise Meersalz.
Die Kakaobutter wird bei geringer Hitze im Topf zu Schmelzen gebracht. Dann werden die restlichen Zutaten eingerührt, bis eine glatte Masse entsteht. Dann wird die Schokoladenmasse entweder in ein Silikonförmchen gefüllt oder auf einem flachen Tablet verstrichen. Soll es eine helle Schokoladensorte werden, wird statt Kakaopulver reines Haselnuss-, Cashew- oder Mandelmus verwendet. Ist der Experimentiergeist einmal geweckt, kann mit Gewürzen oder Kokosmilch-Zugabe experimentiert werden.
Wie ist der Gesundheitswert veganer Schokoladen zu bewerten?
Ein Fazit ist schwer zu ziehen. Auf der relativen Ebene sind vegane Schokoladensorten tatsächlich etwas gesünder. Dafür sprechen die folgenden Fakten:
- der Verzicht auf tierische Inhaltsstoffe
- der Verzicht auf raffinierten Industriezucker
- die Verwendung von Kakao und Kakaobutter aus ökologischem Anbau (nicht immer gegeben!)
- der Verzicht auf künstliche Emulgatoren
- oder der Verzicht auf Pestizid-Einsatz im Anbau.
Der höhere Gesundheitswert gilt aber schon nicht mehr, wenn täglich eine halbe Tafel Schokolade verzehrt wird. Gegen täglich zwei intensiv genossene Stücke Schokolade kann niemand etwas einwenden – erst recht nicht, wenn es um vegane Schokoladensorten geht. Die hochgradig keimbelastete Milch aus konventioneller Massentierhaltung entfällt, ebenso der raffinierte Industriezucker. Aber wegen des Leckerbonus von Schokolade bleibt es meist nicht bei zwei Stückchen. Der Geschmack vieler veganer Schokoladen jeder Preisklasse und unterschiedlicher Zubereitungsarten ist einfach paradiesisch.
Von Suchteffekten, Krankheitsförderung und Darmproblemen
Ein gewisser Suchteffekt ist beim Verzehr von Schokolade nicht zu leugnen. Dafür sind unter anderem der hohe Genusswert, die vermehrt ausgeschütteten Glückshormone und der Koffein-Anteil der Schokolade verantwortlich. Körperlich abhängig wird aber niemand. Dennoch ist schon so mancher zum „Schokoladenjunkie“ geworden.
Ein hoher Kakaoanteil kann nachweislich den Blutdruck und den Cholesterinspiegel positiv beeinflussen. Das allein macht aber noch keine gesunde Schokolade aus, wenn verschiedene Negativpunkte dagegen stehen. Der hohe Zucker- und Fettanteil bzw. die enthaltenen Süßungsmittel wie Dattelsüße, Rohrohrzucker, Agavendicksaft, Kokosblütenzucker, Ahornsirup, oder alternative Süßstoffe wie Erythrit oder Stevia plus viel Fett sind nicht nützlich für die Gesundheit.
Sämtliche Zuckersorten bilden eine ideale Nahrungsgrundlage für Darmkeime, die nichts Gutes bewirken. Sie vermehren sich durch den Zuckergehalt und drängen die guten Darmbakterien zurück. Der Organismus übersäuert bei hohem Konsum von Gesüßtem, Weißmehl und Fleisch. Die Verdauung erhält keine Ballaststoffe. Schokolade enthält keine Vitamine und relativ wenig Eiweiß. Sie ist als Genussmittel anzusehen. Diese sollten in der Ernährung grundsätzlich nur eine untergeordnete Rolle spielen. Der Hinweis auf wertvolle Inhaltsstoffe im Kakao ist zwar potenziell richtig. Seine Bedeutung aber verblasst, weil der Zuckergehalt die Mineralstoffe und Vitamine während der Verdauung neutralisiert.
Auch die veganen Rohkakao-Konfekte und Schokoladen sind nicht per se als gesünder einzuschätzen, nur weil sie weniger Zutaten haben. Ihre Herstellung ist zudem aufwendig. Der Preis fällt daher unverhältnismäßig hoch aus. Geschmacklich bieten viele normale Schokoladen mehr.
Foto: Martin Müller / pixelio.de