Solarstromstudie: Energiewende in Haushalten nimmt Fahrt auf
Nur der Smart-Meter-Ausbau bleibt das Sorgenkind
(DJD). Wer als Hausbesitzerin oder Hausbesitzer Solarstrom auf dem Dach erzeugt und damit einen Großteil des Energiebedarfs selbst deckt, wird als Prosumer bezeichnet. Mehr als elf Millionen Ein- und Zweifamilienhäuser könnten in Deutschland Sonnenstrom wirtschaftlich produzieren und die Energiewende vorantreiben, sie bilden das sogenannte Prosumer-Potenzial.
Sparpotenzial liegt bei 730 Milliarden Euro
Der von EUPD Research im Auftrag des Ökostromanbieters LichtBlick ermittelte aktuelle Prosumer-Index ist um fast 45 Prozent auf 16,9 von 100 möglichen Punkten gestiegen. „Obwohl noch sehr viel Luft nach oben ist, nimmt die Energiewende in deutschen Eigenheimen richtig Fahrt auf“, resümiert Anja Fricke, Unternehmenssprecherin des Ökostromanbieters, die Ergebnisse der Studie. Dass es vorangeht, hat nicht zuletzt finanzielle Gründe: In 20 Jahren könnten Prosumer in Deutschland mit dem Einsatz aller verfügbaren Technologien Schätzungen zufolge bis zu 730 Milliarden Euro einsparen.
Boom bei PV-Anlagen geht weiter
Der Report untersucht insgesamt sieben Schlüsseltechnologien für die Energiewende im Eigenheim. Vor allem PV-Anlagen boomen bei Eigentümern: Rund eine Million neuer Systeme wurden 2023 auf Ein- und Zweifamilienhäusern installiert, das Prosumer-Potenzial wird damit schon zu 27,1 Prozent ausgeschöpft. Auch bei Wallboxen, Wärmepumpen, Heimspeichern, Energiemanagementsystemen und E-Autos wurden die entsprechenden Potenziale im vergangenen Jahr deutlich besser ausgenutzt als noch im Jahr zuvor.
Mit Smart Metern könnte der Energiebedarf viel effizienter gesteuert werden
Die sechs Technologien, so Fricke, würden ihr Potenzial erst durch die Nutzung eines dynamischen Stromtarifs vollends entfalten können. Dann könnten Prosumer-Haushalte an den Strommarkt angebunden und zu einem sogenannten virtuellen Kraftwerk zusammengeschaltet werden: „Damit ließen sich zehn mittlere Kohlekraftwerke ersetzen, die derzeit bei hohen Netzverbräuchen noch hochgefahren werden.“ Virtuelle Kraftwerke entlasten dadurch nicht nur das Klima, sondern sorgen auch für zusätzliche Erlöse bei Prosumern, da ihre Verbräuche gleichzeitig nach Preissignalen aus dem Markt gesteuert werden. „Mit anderen Worten: Überschüssiger Strom kann am Markt verkauft werden, wenn der Börsenpreis besonders hoch ist. Andersherum kann Strom zu Zeiten, in denen die eigene PV-Anlage nicht genug Strom produziert und der Börsenpreis niedrig ist, günstig eingekauft werden“, erklärt Anja Fricke. Um einen dynamischen Stromtarif nutzen zu können, benötigen Prosumer ein Smart Meter, also ein intelligentes Messsystem. „Doch nur 0,7 Prozent aller Prosumer besitzen es – das ist besorgniserregend“, so Fricke.
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